In früheren Zeiten wurden die Steuern nicht nur in Geld, sondern auch in Naturalien bezahlt. Einer der wichtigsten Steuerzahltage war der 11.11., also Faschingsbeginn und Martini. Der Feiertag des hl. Martin von Tours, dem Heiligen der Franken, war seit Alters her „der“ Steuerzahltag. Die Bauern hatten ihre Steuern auch in der Abgabe von Gänsen an die Grundherren zu bezahlen. Der Grund dafür ist einfach erklärt, die Gänse waren zu Martini reif und fett für die Zubereitung eines Gänsebratens. Die weichen Daunen wurden ebenfalls für die Füllung der Bettdecken und Pölster benötigt. Ebenso hat das Gänsefett eine wichtige Funktion in der Küche und Medizin. Es begann somit ein neues Jahr, das mit dem Beginn der Fastenzeit und dem letztmaligen Verzehr von Fleisch gefeiert wurde. Die Grundherren bezahlten ihre Untergebenen Beamten und Höflinge ebenfallls mit Gänsen, sodass die gesamte Bevölkerung etwas von der schnatternden Gänseschar hatte. So entwickelte sich eigentlich aus einem Steuerzahltag ein Festtag für den Gaumen. Sogar, der so wichtige Feiertag des hl. Martin von Tours, wurde auf den 11.11. gelegt.
Ein Tag an dem das alte bäuerliche Erntejahr endet, die reifen Gänse verzehrt werden und das neue Jahr mit neuem Leben in seinem Keim aus der verbliebenen Schar der Tiere wieder im Entstehen ist. Denn mit dem Leben der Gänse ist auch jenes der Karpfen verbunden. Die Karpfen fressen die Ausscheidungen der Gänse, die im Teich leben. So war es also notwendig die Karpfen ebenfalls abzufischen. An Weihnachten 43 Tage später, wenn die Karpfen, sich schon etwas „entschlackt“ haben, sind sie dann ebenfalls zum genussvollen Verzehr geeignet. Die Quartalszahlung am 15.11., die letzte Rate ihrer Einkommensteuervorauszahlung und Körperschaftsteuervorauszahlung, stammt ebenfalls aus dieser alten kulturbestimmenden Tradition.
Diese schöne Anektote aus unserer kulturgeschichtlichen Tradition soll uns in dieser schweren Zeit der Pandemie daran erinnern, dass wir am 11.11. dankbar sind für das was wir im alten Jahr erreichen konnten und uns die Gewissheit gibt, dass ein neues hoffungsfrohes Jahr in beständiger Wiederkehr auf uns wartet.